Es geht um die Arbeit auf den Feldern, um Liebe, um Einsamkeit, um Traurigkeit. Zugleich aber geht es auch um das gemeinsame Singen. Denn in den meisten Dörfern des Alentejo in Portugal gibt es bis heute einen der Männerchöre, die den traditionellen Cante pflegen – polyphon und ohne Instrumentalbegleitung vorgetragen. Bei einer Sitzung in Paris fiel die Entscheidung: Die UNESCO, die Kulturorganisation der Vereinten Nationen, nahm den Cante Alentejano in ihre Liste des Immateriellen Weltkulturerbes auf.
Der Cante Alentejano, ein mehrstimmiger Chorgesang, der von Amateuren und fast immer in Tracht vorgetragen wird, unterscheidet sich von anderen Chorgesängen vor allem durch sein langsames Tempo und seinen charakteristischen harmonisch-monotonen Takt. Durch die Kraft seiner Melodien und die ausdrucksstarke Poetik seiner Verse spiegelt er auf ganz besondere Art und Weise die Seele des Alentejo und seiner Menschen wider.
Trotz vieler Versuche, den Cante zu modernisieren und zu kommerzialisieren, ist er bis heute die traditionelle Musik der Alentejanos geblieben und wird von diesen mit Stolz vorgetragen und gesungen.
Hymne der portugiesischen Nelkenrevolution
Das wahrscheinlich berühmteste Cante-Lied ist Zeca Afonsos „Grândola, Vila Morena“, das 1974 zur Hymne der portugiesischen Nelkenrevolution wurde.
Alentejo, das „Land jenseits des Tejo“, nennen die Portugiesen das Gebiet, das im Norden von dem bei Lissabon träge ins Meer fließenden Rio Tejo, im Süden von der Algarve, im Osten von Spanien und im Westen vom Atlantik begrenzt wird. Eine weite, nahezu riesige Region, die knapp ein Drittel der portugiesischen Festlandsfläche umfasst, aber fast überall nur dünn besiedelt ist.