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Jenesien: Sommerfrische über Bozen

Oben ist es angenehm kühl, unten im Tal steht die Hitze. Allein deshalb sind der Tschögglberg und vor allem Jenesien neben dem Ritten für die Bozener seit jeher ein beliebtes Ziel für die Sommerfrische. Auf dem Salten warten tolle Wanderwege, außerdem ist hier eine Hochburg der Haflinger-Zucht.

Hoch über Bozen liegt das malerische Dorf Jenesien. - Foto: Wolfgang Schmid

Hoch über Bozen liegt das malerische Dorf Jenesien. – Foto: Wolfgang Schmid

Zwar war die Reise auf Pferde- oder Ochsenfuhrwerken überaus beschwerlich, doch die Strapazen lohnten sich allemal. Einigermaßen bequem befahrbare Straßen gab es nicht, der Weg führte über Stock und Stein. Bevorzugtes Ziel der Bozner war zunächst der Ritten. Mit der Zeit wurde aber auch der Tschögglberg – die beiden Plateaus werden nur durch das Sarntal mit seinem Hauptort Sarntein getrennt – immer beliebter. Zum besseren Verständnis: der Tschögglberg ist ein langgestreckter Gebirgszug, dessen südlicher Ausläufer Salten genannt wird.

Insgesamt führen drei Aufstiegshilfen auf die Bozner Hausberge: 1908 wurde die Kohlerer Seilbahn eingeweiht und war damals eine Weltsensation. Ein Jahr zuvor konnte man schon relativ bequem auch auf den Ritten gelangen; vom Waltherplatz aus führte eine Zweiradbahn in luftige Höhen. Um diese zu entlasten, wurde 1966 eine Seilschwebebahn gebaut, und diese 2009 durch die neue Rittner Seilbahn ersetzt.

Vier Hauptorte

Zutraulich: Haflinger Pferde auf dem Salten. - Foto: Tourismusverein Jenesien

Zutraulich: Haflinger Pferde auf dem Salten. – Foto: Tourismusverein Jenesien

Der Tschögglberg mit seinen vier Hauptorten Jenesien, Mölten (1158 Meter), Vöran (1204 Meter) und Hafling (1270 Meter) waren zu Beginn des letzten Jahrhunderts dadurch arg ins Hintertreffen geraten. Erst 1937 war eine Personenseilbahn gebaut worden; in den 60-er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde die Straße zumindest so hergerichtet, dass geländegängige Fahrzeuge ohne größere Probleme hinaufkamen, und 1984 ausgebaut, dass fortan auch Pkw’s mühelos das 1087 Meter hoch gelegene Jenesien erreichen konnten. Seitdem hat sich die 3000-Einwohner-Gemeinde mit ihren Fraktionen Afing (871 Meter), Flaas (1357 Meter), Glaning  (764 Meter), und Nobls (1241 Meter) zu einem beliebten Urlaubsziel entwickelt. Im Norden geht der Tschögglberg, das sei kurz erwähnt, direkt in das Gebiet von Meran 2000 und den Berg Ifinger (2581 Meter) über.

In der Hauptsache sind es sechs  Punkte, die einen Aufenthalt in Jenesien so reizvoll machen:

  • die sonnige Lage: das Dorf liegt an der Bozner Sunnseit’n. Die Landeshauptstadt Südtirols liegt direkt vor unserer Nase.
  • der Salten: dieses herrliche Hochplateau mit seinen ausgedehnten Lärchenwiesen, ist bestens geeignet für ausgedehnte, leichte Wanderungen – insgesamt sind es 300 Kilometer – mit äußerst geringem Höhenunterschied.
  • die Haflinger Pferde: Jenesien, und nicht der Ort Hafling, ist nämlich die Hochburg der Zucht dieser gemütlichen Pferde mit ihrem typischen hellbraunen Fell und den blonden Mähnen.
  • der einzigartige Panoramablick: der Ritten mit der Ortschaft Unterinn, das Rittner Horn, Lang- und Platthofel, Schlern, Rosengarten und Latemar, um nur einige der Dolomiten-Schönheiten zu nennen.
  • der Reiz jeder Jahreszeit: im Frühling sollte man die Krokusblüte nicht verpassen; im Sommer herrscht immer ein laues Lüftchen und die vielen Bäume spenden während einer Wanderung genügend Schatten; im Herbst verzaubern die Lärchenhaine mit ihrer bunten, goldgelben bis feuerroten Verfärbung; und der Winter lädt zu der einen oder anderen Schneeschuh-Exkursion ein.
  • Törggelen im Herbst: Stellvertretend seien drei Einkehrmöglichkeiten genannt, wo das Törggelen noch das ist, was es früher einmal war, nämlich gemütlich zusammensitzen, deftig essen und den neuen Wein verkosten. In der Fraktion Glaning gibt es gleich drei Gastbetriebe, die diese herrliche Tradition noch so richtig pflegen. Gasthof Plattner, Glaning 22, I-39050 Jenesien, Tel.: (0039 0471) 35 43 81; E-Mail: platter.walter@dnet.it. – Gasthaus Noafer, Glaning, I-39050 Jenesien, Tel.: (0039 0471) 26 65 39. – Gasthaus Messner, Glaning 3, I-39050 Jenesien, Tel.: (0039 0471) 28 13 53.
Für kleines Geld erreicht man von Bozen aus mit der Seilbahn Jenesien. - Foto: Verkehrsamt Bozen

Für kleines Geld erreicht man von Bozen aus mit der Seilbahn Jenesien. – Foto: Verkehrsamt Bozen

Beinahe städtisch geprägt

Mit dem Auto ist man von Bozen aus in nicht einmal einer Viertelstunde in Jenesien, mit der Seilbahn überwindet man die 740 Höhenmeter in acht Minuten. Und preiswert ist diese Art der Beförderung sowieso, denn Hin- und Rückfahrt kosten nur 3,20 Euro. Touristen, die in Bozen urlauben, sollten sich mindestens einen Tag für den Salten reservieren.

Und diejenigen, die in Jenesien Quartier machen, sind sowieso nicht verkehrt. Obwohl der Ort den Charakter eines Bergdorfes größtenteils verloren hat, weil das Dorf durch den Zuzug aus Bozen beinahe städtisch geprägt ist. Viele Neubauten bezeugen dies. Die Hotels und gastronomischen Betriebe sind allerdings bemerkenswert gut.

Wie im Märchen: eine Wanderung Lärchenwald. - Foto: Tourismusverein Jenesien

Wie im Märchen: eine Wanderung Lärchenwald. – Foto: Tourismusverein Jenesien

Von der Ortsmitte Jenesiens aus sind es nur einige Minuten, ehe sich eine Hochfläche auftut, die ihresgleichen sucht. Endlose Weiten und gespenstische Stille, idyllische, schier endlos scheinende, sattgrüne Lärchenwiesen, versteckte Weiler warten. Aber auch: tatendurstige Wanderer, sportliche Mountainbiker, mutige Reiter hoch zu Ross – und überall grandiose Ausblicke in alle Himmelsrichtungen. Am Salten kann man alles haben. Die zahlreichen Wiesen und Weideflächen werden, wie in den Jahrhunderten zuvor, von den Einheimischen bewirtschaftet. Auf Schritt und Tritt treffen wir auf Haflinger, weil die Bauern sich auf die Zucht dieser Pferde spezialisiert haben. Aber auch die Milchwirtschaft spielt eine große Rolle hier oben. Nicht zu vergessen der Anbau von Obst und Gemüse. Und natürlich das Forstwesen.

Petra aus Jenesien, die uns begleitet, und natürlich viele Geschichten und Anekdoten auf Lager hat, versichert uns, dass “in Jenesien jeder Bauer Haflinger züchtet. Der Verrückteste von allen ist mein Vater. Der hat 100 Pferde und verkauft sie in ganz Südtirol. Der ist regelrecht pferdekrank.” Ein etwas gequältes Lächeln huscht über ihr Gesicht. So ganz einverstanden scheint sie mit seinem Tun und Handeln nicht zu sein.

Lafenn: “Lange, weite Wiesen”

Auf dem Tschögglberg kommen Radfahrer voll auf ihre Kosten. - Foto: Tourismusverein Jenesien

Auf dem Tschögglberg kommen auch die Radfahrer voll auf ihre Kosten. – Foto: Tourismusverein Jenesien

Der beste Platz am Tschögglberg, so sagen es die meisten Einheimischen, ist der “Lafenn” mit dem romanischen St. Jakobs-Kirchlein (1527 Meter). Das markante Kleinod, das auf einem reizenden Höhenrücken liegt, ist dem heiligen Jakobus, dem Patron der Wanderer, geweiht. Er wacht über die “Pilger“, die auf dem “Europäischen Fernwanderweg Bodensee-Venedig” hier vorbeikommen. Lafenn bedeutet: “lange, weite Wiesen” oder “langer, großer Sumpf”.

Früher rückte der winzige Weiler einmal im Jahr in den Mittelpunkt der Tschögglberger Bevölkerung, nämlich am 25. Juli, dem Kirchtag. Die Menschen aber kamen nicht nur aus der Umgebung, sondern aus ganz Tirol den Berg herauf. Um ausgiebig zu feiern, und, weil ein bekannter Markt abgehalten wurde. Doch im Jahr 1839 war Schluss mit lustig. Blutige Raufereien, wie sie in den Jahren zuvor an der Tagesordnung waren, arteten derart aus, dass es zu einem Tötungsdelikt kam. Fortan wurde der Kirchtag verboten.

Jenesien ist auch im Spiegelbild ein Ort zum Vorzeigen. - Foto: Wolfgang Schmid

Jenesien ist auch im Spiegelbild ein Ort zum Vorzeigen. – Foto: Wolfgang Schmid

Heute sind die Sittten zivilisierter. Bei einer typischen Südtrioler Marende (Brotzeit) ist einem nach Streitereien auch nicht zumute.

Informationen: Verkehrsamt der Stadt Bozen, I-39100 Bozen, Waltherplatz 8, Tel.: (0039 0471) 30 70 00; Fax: (0039 0471) 98 01 28; E-Mail: info@bolzano-bozen.it; www.bolzano-bozen.it  – Tourismusverein Jenesien, I-39050 Jenesien, Schrann 7, Tel.: (0039 0471) 35 41 96; Fax: (0039 0471) 36 37 45; E-Mail: info@jenesien.it; www.jenesien.net

Gastro-Tipps:

  • Hotel & Landgasthof zum Hirschen, Familie Oberkofler, Piazza Schrann, I-39050 Jenesien, Tel.: (0039 0471) 35 41 95; info@hirschenwirt.it
  • Hotel Tschögglbergerhof, Familie Gamper, Freigasse 8, I-39050 Jenesien, Tel.: (0039 0471) 35 41 19; hotel@tschögglbergerhof.it

Raushier-Reisemagazin